Rezension zu
Wonder Wheel
Genre : Drama
Laufzeit : 101 Min. FSK : ab 12 Jahren
Drehbuch & Regie : Woody Allen ( Manhattan; Midnight In Paris )
Produzenten : Erika Aronson ( Crisis In Six Scenes; A Rainy Day In New York ); Letty Aronson ( Midnight In Paris; Magic In the Moonlight ); Helen Robin ( Café’ Society; Blue Jasmin ); Edward Walson ( Time Out Of Mind; Irrational Man ) für Amazon Studios
Kamera : Vittorio Storaro ( Apokalypse Now; Tucker; Goya; Café’ Society )
Produktions Design : Santo Loquasto ( Fast ALLE Woody Allen-Filme seit Radio Days )
Darsteller : Jim Belushi ( Twin Peaks-Staffel 3; Filofax )…Humpty
Kate Winslet ( Zwischen zwei Leben; Steve Jobs ; Titanic )…Ginny
Juno Temple ( Vinyl; Horns; Dirty Girl )…Carolina
Justin Timberlake ( In Time; The Social Network; Black Snake Moan )…Mickey
u.v.a.
Coney Island, New York Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ein Vergnügungspark, der neben aller Zerstreuung auch Zuflucht für gescheiterte Existenzen birgt, die hier arbeiten und ihre Träume längst an der Eingangspforte abgegeben haben. Ginny ist eine von ihnen. Einst eine angehende Schauspielerin -wenn auch eher auf Provinzbühnen beheimatet- lebt sie neben ihrem alkoholabstinenten Mann Humpty ein “Trostpreisleben“.
Wie bei allen Rezensionen gilt auch hier: beim Weiterlesen sind kleine Spoiler möglich, aber entscheidende Dinge werden natürlich nicht verraten.
Doch in jenem Sommer tritt etwas Licht in Gestalt des jungen Mickey in ihr Leben, spitzen sich die Tagesereignisse mit den Problemen ihres heranwachsenden, zündelnden Sohnes aber auch gleichzeitig zu. Als dann noch Humptys Tochter Carolina aus erster Ehe auftaucht, um bei ihrem Vater Unterschlupf vor ihrem mafiösen Ehemann zu suchen, scheint das Drama perfekt.
Seit den 1970er Jahren hat Woody Allen, von Hause aus Komiker und Gagschreiber, beeinflusst von Fellini und Bergmann ( , aber auch den Marx Brothers ) sein eigenes Genre begründet. Schaut man sich einen Film von ihm an, so weiß man, worauf man sich einlässt. Mal humorvoll, mal sanft melancholisch und auch mal äußerst dramatisch und fatalistisch, wechseln sich seine Werke gerne im Jahrestakt ab; seinen unverwechselbaren Stil ist ihnen allen zu Eigen. “Wonder Wheel“ gehört nun eher in letztere Kategorie.
Das muss einen nicht abschrecken. Allen hat sich in den letzten Jahren ( mit Ausnahme des, ebenfalls von Amazon produzierten Sechsteilers “Crimes In Six Scenes“ ) als Schauspieler eher rar gemacht und überlässt das Feld lieber jüngeren Darstellern. Manchmal kann man in seinen Figuren durchaus den altbewährten und von ihm etablierten “Stadtneurotiker“ aufblitzen sehen. Im vorliegenden Werk ist dies jedoch nicht der Fall. Somit fällt diese Art von Humor auch gänzlich weg. Der Film ist den Theaterstücken des hier einige Male erwähnten Henrik Ibsen erheblich näher als Bergmann oder Fellini.
Somit wirkt der Film denn oftmals auch wie gefilmtes Theater. Was ihn hiervon abhebt ist sowohl seiner tollen, farbenprächtigen Ausstattung, als auch die Lichtsetzung und Farbgebung von Kameragenie Vittorio Storaro ( “Der letzte Kaiser“; “Apokalypse Now“, ) ( der auch bereits Allens letzen Film “Cafe‘ Society“ fotografiert hat und auch seinen kommenden mitprägen wird ) geschuldet. Diese Attribute stehen denn auch im krassen Gegensatz zu dem eher tristen Alltagsleben der Protagonisten; ja, konterkarieren sie förmlich.
Die schauspielerischen Leistungen, allen voran die von Kate Winslett und Jim Belushi, sind durchaus beachtlich. Dennoch fällt es dem Zuschauer schwer so etwas wie Empathie für sie zu empfinden. Dies gelingt eher bei den durch Allens Drehbuch etwas eindimensionaler gestalteten Figuren, wie die des ( die vierte Wand durchbrechenden ) Erzählers Mickey, gespielt von Justin Timberlake und vor allem Juno Temples Carolina, die gleichzeitig die hoffnungsvollste und tragischste Figur von allen darstellt.
“Wonder Wheel“ mag somit nicht unbedingt zu Woody Allens Meisterwerken zählen; wer seinen Filmen jedoch ohnehin zugeneigt ist, wird sich auch hier keinesfalls enttäuscht sehen. Der Titel seines nächsten Films “A Rainy Day In New York“ lässt denn auch eher wieder auf sanfte Melancholie als auf die Dramatik eines Henrik Ibsen schließen.
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